Kubel hatte das Produkt von Theodor Hartig erhalten, einem Professor für Forstwirtschaft am Collegium Carolinum. Dieser hatte 1861 im Cambialsaft von Lärchen eine kristallisierende Substanz entdeckt, die später den Namen Coniferin erhielt. Als Cambialsaft wird die Flüssigkeit bezeichnet, die entsteht, wenn Bäume während der Bildung des jungen Holzes gefällt und entrindet werden und das verbleibende Cambium auf der Holzoberfläche mit Glasscherben abgeschabt und die abgeschabte Masse abgepresst wird.
1866 hatte Kubel die Substanz untersucht und festgestellt, dass es sich bei Coniferin um ein Glucosid mit einem Schmelzpunkt von 185 °C handelt, das sich bei höheren Temperaturen bräunlich verfärbt und einen eigentümlichen Karamellgeruch verströmt, bevor es schließlich verkohlt. Er hatte das Coniferin mit verdünnter Schwefelsäure hydrolysiert und eine harzige Substanz erhalten, die er zwar nicht identifizieren konnte, die während der Reaktion aber einen charakteristischen Duft nach Vanille verströmte. Kubel analysierte das Coniferin und bestimmte seine Zusammensetzung.
Für seine Doktorarbeit gewann Wilhelm Haarmann den Cambialsaft aus den Stämmen von Nadelbäumen, die während der Holzbildung zwischen Mai und Juli gefällt worden waren, und erhielt so 20 Gramm Coniferin. Er wiederholte die Arbeit von Kubel, konnte aufgrund der geringen Menge an Coniferin jedoch nur wenige Experimente durchführen. Haarmann verbrannte die Substanz und kam zu demselben Ergebnis wie sein Kollege Kubel. Anschließend hydrolysierte er das Coniferin durch Erhitzen mit verdünnter Schwefelsäure und erhielt neben Glucose eine Substanz, die Kubel bereits als Coniferetin bezeichnet hatte und die heute als Coniferylalkohol bekannt ist.