Die französische Traditionsmarke Maison Lautier gehört seit Mitte der 1990er Jahre zu Symrise. Sie ging aus einer der ersten Duftmanufakturen überhaupt hervor; ihre natürlichen Essenzen für Parfüms wurden weltweit gehandelt und stehen seit jeher für bahnbrechende Technologien. Jetzt revitalisiert Symrise die einzigartige Marke aus Grasse für das nachhaltige und inno­vative Naturstoffportfolio des Segments Scent & Care.

„Das Arbeiten mit Naturstoffen ist tief in der Symrise DNA verankert: Von den Anfängen des Unternehmens, als 1874 die Gründer Vanillin aus Nadelhölzern gewannen, bis heute, wo wir Tausende von Rohstoffen aus der Natur verarbeiten“, sagt ­Ricardo Omori. Diesen Ansatz will das Unternehmen nun noch stärker verfolgen und auch nach außen ­zeigen, erklärt der Senior Vice President Global Fine Fragrances, der für die Geschäftsentwicklung des ­Bereichs verantwortlich ist.

Dabei greift das Unternehmen auf die mehr als 220 Jahre alte Marke Maison Lautier zurück, ein Symbol für die besten Naturrohstoffe. Als ersten Schritt beauftragte Ricardo Omoris Team zunächst eine His­torikerin. Sie sollte die spannende Geschichte erfor­schen, die 1795 mit einem Duftstoffhändler und -produzenten im südfranzösischen Grasse, der Geburtsstätte des Parfüms, beginnt. „Wir wussten schon einiges, aber ich fand es doch sehr interessant, die Parallelen zwischen damals und heute zu erfahren“, sagt der Manager. Seine Kollegin Veronique Ferval ergänzt: „Für mich ist faszinierend, dass wir im Grunde weiter den Ansatz unserer Vorgänger verfolgen: Wir setzen auf natürliche Rohstoffe, die wir mit viel Handarbeit gewinnen und mit hochinnovati­ven Technologien erschließen.“ Als Vice President Creation Fine Fragrances Global hat sie den ganzen Tag mit Düften zu tun und dementsprechend ein besonderes Verhältnis zu diesen kreativen Lösungen. „Das ist wie ein magischer Prozess.“

In den kommenden Jahren wird Symrise die Marke Maison Lautier wieder stärken, indem die Anzahl der natürlichen Rohstoffe gesteigert wird, mit einem Fokus auf den drei Säulen „Madagaskar“, „Artisan“ und „High-tech“. „Wir werden zum Beispiel auf Mada­gaskar immer wieder neue Pflanzen daraufhin testen, ob sie sich zur Produktion von Essenzen eignen“, sagt Ricardo Omori.

Die große Vielfalt auf der ostafrikanischen Insel kennt Symrise schon lange. Durch das Vanille-Projekt, das das Unternehmen dort vor 15 Jahren startete, nahm Symrise das Land noch stärker in den Fokus. „Wir haben dort eine Rückwärtsintegration geschaffen, also vorgelagerte Fertigungsschritte übernommen. So gewinnen wir sicher verfügbare und nachhaltig produzierte Rohstoffe und unterstützen gleichzeitig Tausende von Kleinbauern“, erklärt Omori.

Dieses Modell dient inzwischen als Vorbild, nach dem das Unternehmen überall auf der Welt handelt – zum Beispiel in Ecuador, Brasilien oder Indonesien. Dort kommt auch die zweite Säule der neuen Marke zum Tragen. Veronique Ferval führt aus: „Wir arbeiten zum Teil exklusiv mit Zulieferern zusammen, die die Landwirte gut kennen und deren Rohstoffe veredeln, mit handwerklichen Methoden, die schonend und ­effizient zugleich sind. Das sichert uns qualitativ hoch­wertige Stoffe für unser Portfolio.“ Allein in den vergangenen vier Jahren sind auf diese Weise rund 42 Ingredienzien auf den Markt gekommen, die in Zukunft Teil des Labels Maison Lautier werden. Zwischen drei und zehn neue Stoffe kann das Unternehmen in Zukunft jedes Jahr herausbringen, schätzt Omori, bei einem Marktvolumen von jeweils 400 bis 500 Mio. € im gleichen Zeitraum.

Die dritte Säule sind die Technologien, die Symrise anwendet, um die Naturstoffe zu verarbeiten und vor allem auch möglichst konsequent zu nutzen. Ein gutes Beispiel dafür ist für Omori das Symtrap™ Verfahren. „Damit haben wir aus Reststoffen der Gemüseproduktion in Frankreich neue, natürliche Essenzen entwickelt, die nun auch synthetische Aromen ersetzen können“, unterstreicht der Manager die Besonderheit des Verfahrens. Und Omori hat noch weit größere Ziele für die Marke. „Unter dem Dach von Maison Lautier werden wir ein spannendes Portfolio aufbauen, das in seiner Kreativität und Innovationskraft seine Gründer in Grasse auch heute noch begeistern würde.“

„Unter dem Dach von Maison Lautier werden wir ein spannendes Portfolio aufbauen, das in seiner Kreativität und Innovationskraft seine Gründer in Grasse auch heute noch be­geistern würde.“

Ricardo Omori,
Senior Vice President Global Fine Fragrances

Maison Lautier

Mehr als 200 Jahre Expertise für den Duft

1795

Mitten in den Wirren der Französischen Re­volution und nur wenige Jahre, bevor Napoleon an die Macht kommt, startet François Rancé sein Business: Der Handschuhmacher gründet 1795 im südfran­zösischen Grasse, unterstützt von seinen fünf Söhnen, das Maison Rancé, ein neues Geschäft, das mit Duftstoffen aus Blumen und anderen Pflanzen handelt. Damit legt er einen der Grundsteine für den Ruf der Gemeinde als Welthaupt­stadt des Parfüms.

1920

In den folgenden Jahrhunderten wächst das Geschäft, die Firma wird zu einem der wichtigsten rohstoffverarbeitenden Betriebe in Grasse. Sie nutzt immer mehr unter­schied­liche Parfümpflanzen, investiert in die Forschung und meldet Patente für neue Verfah­ren an, um Öle zu gewinnen und Düfte in Kosmetikartikeln zu verarbeiten. Das Unternehmen wird zudem immer internatio­naler, 1920 unterhält es Depen­dan­cen und Lager in Algerien, Beirut, Paris, London, New York, Chicago und Kobe.

1995

Nach dem zweiten Weltkrieg kämpft Lautier Fils mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Im Jahr 1972 wird der französische Pharma-und Chemiekonzern Rhône-Poulenc, der heute zu Sanofi-Aventis ­gehört, Mehrheitsaktionär. Im Jahr 1981 geht die Marke an den US-amerikanischen Hersteller Florasynth über, den wiederum 1995 Bayer übernimmt. Der deutsche Konzern verschmilzt Lautier Fils mit der Flavor ­Division seines Tochterunternehmens Haarmann & Reimer, einem von zwei Vorgängerunternehmen von Symrise. Anschließend wird der Markenname nicht weiter genutzt.

1845

Knapp 1.000 Kilometer weiter nördlich in Paris startet 50 Jahre später Jean-Baptiste Lautier mit einem Parfümhandelsgeschäft. Um seine Rohstoffe zu sichern, baut er Destillations­stationen im Südosten des Landes. So gewinnt er zum Beispiel als erster Händler die stark duftenden Lavendelöle, die als Grundlage vieler Parfüms genutzt werden, und sichert sich später das Monopol auf den Verkauf von Geranienessenzen aus Algerien.

1862

Ein paar Jahre danach kommen beide Familien zusammen; Lautier heiratet eine Enkelin von François Rancé. Mit deren Bruder betreibt er eine Fabrik in der Nähe von Grasse und nimmt 1862 an der Weltausstellung in London teil. Die beiden zerstreiten sich anschließend – und Lautier gründet 1865 sein eigenes Unternehmen „Lautier Fils“ mit der Marke „Maison Lautier“.