Für einen nachhaltigen Rohstoffeinkauf hat Symrise ein System aufgebaut, das die Versorgung mit den Materialien und deren hervorragende Qualität sichert. Gleichzeitig befähigt es die Bauern, auf Dauer ihre Produkte umweltbewusst und sozial verträglich herzustellen. Um das zu gewährleisten, setzt Symrise auf gute landwirtschaftliche Praxis, soziale und Bildungsprojekte, die Zusammenarbeit mit lokalen Wissenschaftlern und langfristige Partnerschaften mit Nichtregierungsorganisationen im Natur- und Umweltschutz.
Das Unternehmen wendet diese Prinzipien an immer mehr Orten in der Welt an. Ein Beispiel dafür ist die nachhaltige und vollständig integrierte Lieferkette für Vanille, wo Symrise auf Madagaskar schon seit Jahren mit rund 7.000 Kleinbauern zusammenarbeitet. Im Amazonasgebiet hingegen bezieht Symrise Rohstoffe für nachhaltig hergestellte Inhaltsstoffe für Kosmetik. Im Oktober 2017 hat der Konzern hier ein dreijähriges Projekt mit dem brasilianischen Kosmetikhersteller Natura und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gestartet. Gemeinsam setzen sich die Partner für den Schutz der Biodiversität im Regenwald ein. Mit wissenschaftlichen Partnern aus der Region identifiziert Symrise darüber hinaus neue Rohstoffe für Duft- und Pflegeprodukte. Mehr Vielfalt sorgt auch für mehr wirtschaftliche Sicherheit: Rund 1.000 Bauern sollen ihre Erlöse um 20 % steigern können. Ihre Produkte sollen von der Union for Ethical Bio Trade (UEBT) für das bekannte UTZ Zertifikat fit gemacht werden.
Die Nichtregierungsorganisation aus Amsterdam ist auch ein wichtiger Partner für den Einkauf der Bergamotte im süditalienischen Kalabrien, woher Symrise die ätherischen Öle der Zitrusfrucht vom Traditionsunternehmen Capua 1880 bezieht. Ein Team von UEBT hat gemeinsam mit Landwirtschaftsexperten von der Universität Mediterranea Reggio Calabria und unterstützt von Symrise die Wertschöpfungskette in der Region untersucht. Dazu hat es rund 350 Bauern befragt. „Wir haben herausgefunden, dass die Risiken im Bergamotten-Anbau gar nicht so groß sind – stattdessen aber gibt es viele zukunftsweisende Möglichkeiten, wenn es um den Schutz der Umwelt und der Biodiversität sowie die sozialen Bedingungen für die Landwirte geht. Wir müssen aber auf bestimmte Faktoren achten, vor allem weil sich wegen des Klimawandels zum Beispiel die Niederschlagsmuster verändern“, sagt Rik Kutsch Lojenga. Der Executive Director von UEBT setzt auf gemeinsames Lernen. „Durch unser Projekt ist ein anderes Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen bei allen Beteiligten geweckt worden.“
„Durch unser Projekt ist ein anderes Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen bei allen
Beteiligten geweckt worden.“
Rik Kutsch Lojenga
Managing Director von UEBT
Ein Beispiel dafür ist die Bewässerung der Felder, die Capua 1880 nach der Analyse bei den Landwirten angestoßen hat. „Das Unternehmen hat einen Agronomisten angestellt, der für nachhaltigere Anbaumethoden und Good Agricultural Practice sorgen und ein Monitoring System installieren soll“, erklärt Rik Kutsch Lojenga. Die Pflanzen sollen in Zukunft sogar unterirdisch bewässert werden. „So können die Bauern effizienter mit den Ressourcen umgehen, Wasser sparen und die Bäume vor Krankheiten wie Schimmel und Pilzbildung schützen.“ Capua 1880 hat zudem 30 Hektar Land gekauft, um dort mit Innovationen beim Anbau und bei den Früchten zu experimentieren – es ist etwa geplant, auch alte Bergamotte-Sorten anzubauen, um die genetische Diversität zu erhalten, die in Zukunft für eine höhere Widerstandskraft der Pflanzen sorgen wird.
Gleichzeitig soll die Biodiversität in der Region rund um Reggio Calabria gestärkt werden, die gleich drei Mikroklimata aufweist. Die Nähe zum Ionischen und Tyrrhenischen Meer sorgt für salzige Luft und Winde aus verschiedenen Richtungen, die unterschiedlichen Lagen der Plantagen direkt am Meer, im Flachland und in den Bergen für Temperaturdifferenzen. Daraus entsteht ein spezielles Klima, das die Frucht in ihren Wachstumszyklen unterstützt. „Wir müssen darauf achten, dass wir diese Vielfalt erhalten“, sagt Rik Kutsch Lojenga. Dazu gehört auch, dass die typische Landschaft gestärkt wird, indem bestimmte Bäume, Pflanzen und Kräuter rund um die Plantagen angebaut werden, die zum Beispiel Erosion verhindern.
Ein weiterer Teil der Analyse, die Symrise mit der Umweltorganisation angestoßen hat, waren die sozialen Aspekte. „Die Bergamotte repräsentiert Kalabrien, wo viele kleine Betriebe den Anbau übernehmen. Sie sorgt so für viele Möglichkeiten, in einer strukturschwachen Region den Lebensunterhalt zu verdienen“, erklärt der UEBT-Director. Capua 1880 unterstützt die Bauern etwa dadurch, dass das Unternehmen wöchentlich nach der Ernte bezahlt und die Preise für einen Zehnjahreszeitraum mit Unionberg – der größten Anbaukooperative – verhandelt hat. Die Einkünfte für die Landwirte sind verlässlich und planbar, sagt Rik Kutsch Lojenga. „Auf diese Weise können Strukturen wachsen oder sich festigen, die langfristig einen nachhaltigen Anbau möglich machen.“
Symrise hat durch das Engagement in Kalabrien viel dazu beigetragen, dass das Unternehmen in Zukunft Zitrusfrüchte aus nachhaltigen Quellen beziehen kann. Die Klassiker Orange, Zitrone und Limette werden folgen. Für das Produktportfolio bedeutet die Bergamotte aus Kalabrien schon lange eine vielseitige Ergänzung. Ihr Öl gibt zum Beispiel Parfüms oder Duschgels aufregende, frische und lang anhaltende Noten, Earl-Grey-Tees den speziellen Charakter und vielen anderen Nahrungsmitteln und Getränken den besonderen Twist – und wird auch in Zukunft von den Symrise Parfümeuren und Flavoristen an den Produktions- und Entwicklungsstandorten weltweit in unzähligen Duft- und Geschmackskompositionen eingesetzt werden.
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Der Bauer
Bio aus Überzeugung
Capua 1880 arbeitet mit rund 480 Zulieferern in Kalabrien, die auf ihren Feldern zum Teil seit Jahrzehnten Bergamotte anbauen. Der überwiegende Anteil ist in der Unionberg Kooperative organisiert, andere – wie Luigi Framatino – liefern direkt an das Unternehmen. Der Zitrusbauer, der auch Mandarinen, Grapefruits und Zitronen pflanzt und erntet, bearbeitet seine sechs Hektar mit Bergamottenbäumen nach zertifizierten Biostandards. Er möchte Mutter Natur den nötigen Respekt erweisen, damit sie gesunde Nahrung liefert, sagt der 74-Jährige.
Framatino ist davon überzeugt, dass er das am besten mit ökologischen Methoden erreichen kann. Für das gemeinsame Projekt von Symrise und der Union for Ethical Bio Trade hat er an der ersten Befragung teilgenommen, die die Wertschöpfungskette der Bergamotte untersucht hat. Ein Ergebnis daraus für ihn: Wie viele Bauern will er zum Beispiel auf unterirdische Bewässerung umstellen, um Ressourcen zu sparen und seinen Betrieb noch ökologischer zu führen.
Die Produktion
Hochmodernes Equipment
In einem Industriegebiet in Campo Calabro liegt die Fabrik von Capua 1880. Das Unternehmen hat viel Geld investiert, um eine Produktion nach modernsten Standards aufzubauen. Sie ist getrennt in einen Duft- und einen Aromenbereich. Neben der Bergamotte verarbeiten die 70 Mitarbeiter der Firma auch andere Früchte wie Orangen, Zitronen oder Mandarinen. Die ätherischen Öle können in glänzend silbernen Tanks bis zu zwölf Monate gelagert werden. Das ist nicht simpel – gerade Zitrusöle sind sehr anfällig für Oxidation und müssen deswegen unter einer „Decke“ von Stickstoff aufbewahrt werden. Aus den Lagerbehältern fließen die Öle durch Rohrleitungen zur Verarbeitung in die Evaporatoren, Separatoren und Destillationskolonnen. Schließlich stellen die Mitarbeiter die Öle zu fertigen Mischungen zusammen. Je nach Reife und Erntezeit haben die Produkte unterschiedliche Duftprofile, die das Unternehmen so je nach den Spezifikationen der Kunden standardisiert. Symrise beispielsweise hat als ein wichtiger Abnehmer sehr klare Vorstellungen von den Bergamotte-Ölen – schließlich will das Unternehmen sie in ganz besonderen Duft- und Aromenkompositionen rund um die Welt einsetzen.
Die Familie
Bergamotte in der DNA
Bei Capua 1880, das Symrise schon seit Jahren beliefert, trifft der Begriff des Familienbetriebs ins Schwarze. Gianfranco Capua führt das Unternehmen seit 40 Jahren, heute gemeinsam mit seinen Zwillingssöhnen Giandomenico und Rocco – sie sind die fünfte Generation, die die 1880 gegründete Firma erfolgreich in die Zukunft tragen soll. Schon ganz am Anfang standen bei Capua 1880, das seinen Hauptsitz in Campo Calabro hat, die Bergamotte und andere Zitrusöle im Mittelpunkt. Damals gewannen die Mitarbeiter das wertvolle Öl noch mit Schwämmen, die auf die Schalen gedrückt und anschließend ausgewrungen wurden. Heute ist aus purer Handarbeit eine hochtechnologische Produktionskette geworden.
Die Familie hat in hohem Maße in die modernen Produktionshallen investiert, in denen das Öl veredelt, gemischt und abgefüllt wird. Das Unternehmen produziert hier rund 60 % des Weltbedarfs an ätherischem Bergamottenöl und hat seinen Umsatz in den vergangenen 20 Jahren von 9 auf 50 Mio. € gesteigert. Die High-tech-Produktion sorgt für beste Qualität, auf die auch Symrise setzt. Trotz aller technologischen Finessen stehen für die Familie das Erbe und die Leidenschaft für die Bergamotte immer noch im Vordergrund. Die drei Capuas kennen jedes Detail, wenn es um ihre Rohstoffe, das nötige Klima, die Bearbeitung der Felder, die Produktion und die Märkte rund um die Welt geht.
Die Verarbeitung
Kaltgepresste Spitzenöle
In St. Gregorio, unweit von Reggio Calabria, betreibt Capua 1880 eine der größten Zitrusextraktionen in Europa. Das Unternehmen kaufte die Produktionsstätte, die schon 1934 gebaut wurde, vor neun Jahren. In der hellen, sonnendurchfluteten Halle liegen in grünen Transportkisten Tausende von Bergamotten. Der Reihe nach werden sie gewaschen, laufen rasselnde Förderbänder hinauf, fallen oben in silberne Trommeln. Dort werden sie ununterbrochen gedreht und gleichzeitig an scharfen Reiben vorbeigeführt. Aus der abgeriebenen Schale gewinnen die Mitarbeiter mit Hilfe von Zentrifugen das je nach Ernte und Jahreszeit grüne oder gelbe Öl, das am Ende durch Filter in einen Eimer fließt: Der aromatische Rohstoff – die Grundlage für eine ganze Reihe von Symrise Kompositionen – ist fertig. Die Produktion ist dabei so ganzheitlich und nachhaltig wie möglich. Der Saft, der bei dem Prozess anfällt, wird verkauft. Schalenreste werden weitergegeben und als Dünger verwendet.
Das Bergamotte-Öl
Klassiker im Parfüm
Fast jeder kennt den Duft, ohne ihn wahrscheinlich genau zuordnen zu können: Das klare, frische und lebhafte ätherische Öl der Bergamotte wird als Kopfnote in vielen Eau de Colognes und Eau de Toilettes verwendet – in einem Drittel aller Herren- und der Hälfte aller Damendüfte. Kosmetikhersteller nutzen das Produkt zudem für Seifen, Deodorants, Zahnpasten und Duschgels. Außerdem aromatisiert das Öl Teesorten wie Earl Grey oder Lady Grey. Als Lebensmittel dient die Bergamotte eher seltener, wobei vor allem in Kalabrien Marmeladen und Schnäpse aus der Frucht angeboten werden. Der Saft gilt zudem in der alternativen Medizin als natürlicher Cholesterinsenker.
Gewonnen wird der Rohstoff aus den Früchten des rund vier Meter hohen Bergamotte-Baums, der zwischen November und März abgeerntet wird. Die rundlichen bis birnenförmigen Früchte wiegen zwischen 100 und 200 Gramm und haben einen Durchmesser zwischen 5 und 7 Zentimetern. Manche Exemplare können aber auch deutlich größer werden. Die Frucht wächst fast ausschließlich an einem rund 120 Kilometer langen Küstenstreifen zwischen dem Ionischen und dem Tyrrhenischen Meer im süditalienischen Kalabrien – 90 % der Weltproduktion kommen hierher.
Die Qualität
Große Bandbreite von Tests
Im Labor bei Capua 1880 steht eine ganze Batterie von Testgeräten und kleinen Pilotfabriken. Das Team hat eine Reihe von Aufgaben, die die hervorragende Qualität des Produkts gewährleisten sollen. Mit Gas-Chromatographen etwa überprüfen sie die Zusammensetzung des Öls, das später in Parfüms die komplexen Zitrusnoten liefert. Dafür sind rund 350 Moleküle der Bergamotte wie Linalool, Bergapten, Nerol, Limonen, Limettin oder Bergamottin verantwortlich. Sämtliche Rohstoffe und die fertigen Produkte werden zudem eingehend auf ihre Reinheit, toxikologische Eigenschaften und auf mögliche Rückstände zum Beispiel von Pestiziden oder Fungiziden untersucht. In den Pilotanlagen experimentieren die Mitarbeiter mit neuen Kompositionen, die die Wünsche der Kunden noch besser treffen. Capua 1880 erfüllt zudem alle wichtigen ISO-Zertifizierungen sowie Bio-, Kosher- und Halal-Standards. Und am Ende steht immer ein authentisches Naturprodukt.