Verbindungen wie Spicatanate® heißen in der Fachsprache Captives. Für Symrise sind sie besonders wichtig. „Die meisten Duftstoffe, die wir in unseren Formulierungen an die Kunden verkaufen, sind Commodity-Produkte. Die Bestandteile liegen offen, jeder könnte sie nutzen und die Verbindungen auf dem Markt kaufen oder sogar selbst herstellen“, erklärt Sarah Maria Kollenberg. Captives hingegen sind Duftstoffe, die nur Symrise entwickelt und patentiert hat und damit für 20 Jahre auch als einziges Unternehmen einsetzen darf. „Ein ganzes Parfüm, das wir entwickelt haben, ist dann geschützt, wenn wir mit dem Captive eine Note eingebracht haben, die für Symrise charakteristisch und nicht einfach mit anderen Kombinationen nachzubilden ist“, sagt Sarah Maria Kollenberg, die als Director New Ingredients Management die Prozesse begleitet, optimiert und die Bewertung der Verbindungen im Konzern vorantreibt.
Manche der Captives haben dabei eine sehr hohe Effizienz. Sie werden im Promillebereich eingesetzt, um Düfte zu verfeinern. Andere können aber auch als Füller 10 % bis 20 % der Mischung einnehmen und für Volumen sorgen. Captives sind Reinstoffe, im Gegensatz etwa zu ätherischen Ölen aus der Natur. Sie werden heute nach Möglichkeit durch komplexe Prozesse nach den Prinzipien der Grünen Chemie aus Seitenströmen anderer Branchen gewonnen. Spicatanate® etwa stammt aus D-Limonen, einem Abfallstoff aus der Orangensaftproduktion. Pearadise®, das nach Birne riecht, wurde aus Nebenströmen von fermentiertem Mais entwickelt. Und Rohsulfat-Terpentinöl, das bei der Papierproduktion als natürlicher Bestandteil von Pinienholz anfällt, ist das Startmaterial für eine neue Symrise Verbindung, die kurz vor dem Abschluss der Entwicklung steht. Es bringt mit einem kienig-krautig-grünen Duft eine weitere Facette in das Portfolio nachhaltiger Captives von Symrise.
Die Entwicklung von Captives hat mehrere Grundlagen, die bei Symrise schon traditionell verortet sind. „Wie schon ganz am Anfang unserer Unternehmensgeschichte geht es oft darum, Alternativen zu teuren oder seltenen Stoffen zu finden“, spielt Dr. Nikolas Bugdahn auf die Erfindung des Vanillins an, durch das viele Menschen erstmals den Geschmack von Vanille kennenlernten. Zudem wird die Forschung von den Technologien inspiriert, die Symrise einsetzt, sagt der Leiter der Syntheselabore, in denen die Captives entstehen. „In Jacksonville zum Beispiel nutzen wir Seitenströme aus der Papierindustrie, in denen wir Bausteine finden, die attraktiv für Parfümeure sind“, ergänzt Laborleiter Dr. Philip Kraft, der damit auch auf die Aspekte der Kreislaufwirtschaft anspielt. Mit deren Hilfe werden zunächst eher wertlose Abfallstoffe zu werthaltigen Produkten. Eine weitere Motivation: Captives können auch Trends in der Parfümerie setzen, indem sie biologisch nicht abbaubare oder nicht erneuerbare Riechstoffe ablösen.