Schon lange kauft Symrise Vanille auf Madagaskar ein. Vor rund zehn Jahren aber hat das Unternehmen seine Einkaufsstrategie dort verändert und ein Netzwerk von rund 7.000 Bauern geknüpft, die 36 Rohstoffe produzieren und vielfach von der Zusammenarbeit profitieren. Parallel dazu hat Symrise eine eigene Farm gebaut, seine Produktion erweitert – und auf mehreren Ebenen für mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und eine faire Zusammenarbeit mit den Bauern gesorgt. Einblicke in eine einzigartige Wertschöpfungskette.

GUTE UNTERNEHMENSFÜHRUNG, GESELLSCHAFT UND BIODIVERSITÄT

1 – Ein immer breiteres Portfolio

Aus Madagaskar bezieht Symrise ausschließlich natürliche Produkte. Angefangen haben wir mit der Vanille, seit 2014 hat sich unser Portfolio auf 36 Produkte erweitert. Diese teilen sich in drei Gruppen auf. Wir kaufen dort erstens unsere Blockbuster wie Vanilleschoten, Mandarinen-, Patschuli-, Geranium- und Vetiver-Öle. Zweitens unsere Grand Crus: hochwertige und für Symrise maßgeschneiderte Produkte wie Longoza-, rosa Pfefferblatt-, Ylang Ylang- und Zimtrinden-Öle. Drittens entwickeln wir dort innovative Produkte, bei denen wir traditionelle Methoden wie Enfleurage und moderne Technologien wie CO2-Extraktion kombinieren.

Ethische Beschaffung im Fokus
Dabei setzen wir auf ethisch einwandfreie Beschaf­fungswege; das haben wir schon vor zehn Jahren in unserer Strategie festgeschrieben. Wir können den Weg eines jeden Rohstoffs bis zur Farm rückverfolgen. Das Wohl der Familien unserer Landwirte liegt uns sehr am Herzen, außerdem erhalten und regenerieren wir die biologische Vielfalt auf den Farmen und schützen die Umwelt, indem wir die Pflanzen nachhaltig nutzen. Wir verfolgen zudem die Symrise-Nachhaltigkeitsagenda und halten natürlich das ­Nagoya-Protokoll ein, das einen Rahmen für den Zugang zu genetischen Ressourcen bildet und für einen gerechten Vorteilsausgleich für die Länder sorgen soll, in denen die Rohstoffe wachsen. Unsere Produkte sind nach den Standards von Bio, COSMOS, Fair Trade, Fair For Life und UEBT zertifiziert; beim Anbau und auch in unseren Fertigungsstätten. Wir können zusammen mit den Bauern immer schnelle und pragmatische Lösungen finden. Außerdem ­werden wir jährlich von den unabhängigen Zertifi­zierungsstellen Ecocert und FloCert geprüft. Als aktives Mitglied von UEBT setzen wir uns zusätzlich für nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken ein.

Großer Nutzen für alle Geschäftsbereiche
Unsere Rohstoffe sind in beiden Symrise-Segmenten geschätzt. Ein Beispiel: Die Food & Beverage Division nutzt Ingweröl, während die Cosmetic Ingredients Division den getrockneten Ingwer verwertet. So bildet unser Naturstoffportfolio schon jetzt eine der drei Säulen unser Parfümrohstoffspezialisten von Maison Lautier und eine der vier Säulen der Geschäftseinheit Naturals. 

Mehr Rohstoffe, innovative Technologien
Für uns bedeutet das auch, dass wir in Zukunft unser Angebot trotz der Schwankungen am Markt stabil halten müssen. Mit dem großen Netzwerk der Vanille-Kleinbauern sichern wir die Versorgung. Außerdem wollen wir weitere besondere Rohstoffe ins Angebot aufnehmen und innovative Verarbei­tungstechnologien einsetzen. Das Thema Nachhaltigkeit haben wir ebenfalls im Fokus: Bei der Produktion hier in Madagaskar, aber auch, indem wir ein­zelne Rohstoffe für bestimmte Einsatzzwecke bereichsübergreifend upcyceln. 

Die vielfältige Natur in Madagaskar sorgt für Dutzende natürlicher Rohstoffe.

Laurence Briand,
Madagaskar Country General Manager

Fanny Rakotoarivelo,
Naturals Development Manager

Patschuli ist für die Fragrance-­Industrie ein wichtiger Rohstoff.

2 – Enge Zusammenarbeit mit den Landwirten

Symrise kauft seine Rohstoffe vornehmlich in der SAVA-Region und in anderen Bereichen im Norden Madagaskars ein. Die Anbaugebiete sind zum Teil sehr abgelegen und schlecht zu erreichen, weil es nur unbefestigte Pisten gibt. Die breite Verteilung auf der Insel hat aber den Vorteil, dass wir unsere Kunden immer mit Produkten beliefern können, auch wenn es durch Naturereignisse Ernteausfälle gibt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Taifune in einer Saison die gesamte Insel treffen.

40.000 Menschen profitieren
Wir arbeiten mit rund 7.000 Landwirten zusammen, die im Schnitt einen Hektar Land bewirtschaften. Auf der einen Hälfte bauen sie Vanille an, auf der anderen Hälfte Nahrungsmittel, Nutzpflanzen und Brennholz. Die Bauern sind entweder zertifiziert durch UEBT/Rainforest Alliance, Fair Trade Organic oder Fair For Life Organic. Die Familien der Bauern summieren sich auf rund 40.000 Menschen, die von der Zusammenarbeit profitieren. Wir achten dabei auch darauf, Frauen wirtschaftlich zu stärken – mittlerweile führen sie rund 28 % der Betriebe. Außerdem fördern wir die nächste Generation von Landwirten.

Nachhaltigere Anbaumethoden vermitteln
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist es, den Bauern bessere und nachhaltigere Anbaumethoden zu ­vermitteln. Dafür haben wir in Benavony ein Agro-Innovationszentrum eingerichtet. Wir forschen dort zum Beispiel an biologischer Krankheits- und Insektenbekämpfung, um die Bodengesundheit zu verbessern und die Vanillereben widerstandsfähiger gegen Krankheiten zu machen. Außerdem fördern wir Agro-Forstsysteme, in denen Nahrungsmittel angebaut werden, oder auch Duftrohstoffe, die für uns wichtig sind, wie etwa Patschuli. Das Wissen der Landwirte ist sehr wertvoll für uns. Zusammen mit den Ergebnissen der Versuchsbetriebe ergeben sich daraus neue Praktiken für den Anbau. 

Unterstützung auf allen Ebenen
Die Zusammenarbeit ist gut, aber die Herausfor­derungen für die Bauern sind weiterhin groß. So gibt es kaum oder nur schlechte öffentliche Infrastruktur wie Straßen, Schulen und Krankenhäuser. Es fehlen Sicherheitsnetze wie Versicherungen oder öffentliche Mittel im Fall von Naturkatastrophen. Gleichzeitig sind die Betriebe meist so klein, dass die Menschen von diesem Einkommen allein nicht leben können. Das Netzwerk hilft den Bauern dabei, ihre Produk­tivität zu erhöhen und mehrere Einkommensquellen zu erschließen, um Krisen besser zu bewältigen. So entwickeln wir mit ihnen verschiedene Wertschöp­fungsketten, kaufen Produkte zu unterschiedlichen Zeiten des Jahres, damit sie das ganze Jahr über ein Einkommen haben, und zahlen Preise, die die nachhaltigen Produktionskosten decken. Wir helfen ihnen auch dabei, in die Fisch-, Bienen- oder Geflügelhaltung einzusteigen, und verteilen Saatgut und Setzlinge an die Landwirte. 

Nachhaltig fördern für eine bessere Zukunft
Enorm wichtig ist auch, dass die Bauern lernen, ihr Budget und ihre Ersparnisse zu verwalten, um Schulden abzubauen. Mehr als 20.000 Menschen haben durch uns eine Krankenversicherung. Wir haben fast 7.000 Landwirte im Farmmanagement und etwa 11.000 in guten landwirtschaftlichen Praktiken geschult. Darüber hinaus unterstützen wir rund 90 Elternvereinigungen dabei, pädagogisches Basismaterial für Grundschulen anzuschaffen oder zusätzliche Lehrer zu bezahlen. Für Jugendliche haben wir fünf Berufsbildungszentren eingerichtet, um Nachwuchs für die Landwirtschaft auszubilden. ­Diesen Weg werden wir weiterverfolgen, denn damit erreichen wir gleich mehrere Ziele. Wir wollen die Landwirte weiterhin stärken, den Druck auf den Boden und auf die Schutzgebiete mit ihrer großen biologischen Vielfalt verringern und noch effizientere landwirtschaftliche Methoden vermitteln. Damit unterstützen wir auch unsere Nachhaltigkeitsziele. 

Sharman Rambirana,
Sustainable Program Manager

Jessica Fournier,
Sustainable Sourcing Manager

3 – Eine eigene Farm als Ankerpunkt

Symrise stellt in Madagaskar eine ganze Reihe von Produkten her, für die die Kleinbauern aus der Region die Rohstoffe anbauen. Das funktioniert sehr gut, aber wir haben auch festgestellt, dass die Landwirte bestimmte Pflanzen nicht oder noch nicht kultivieren können oder wollen. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich. Es ist zum Beispiel zu riskant für sie, bestimmte Bäume zu pflanzen, für deren Anbau es keine Erfahrungswerte gibt. Lorbeer, Ylang Ylang oder Zitrusfrüchte sind Beispiele dafür. Gleichzeitig bauen manche Landwirte nur noch Vanille an, weil sie damit den höchsten Ertrag erzielen. Außerdem kann es auf Madagaskar immer passieren, dass ein Taifun die Ernte beschädigt, deshalb müssen wir unsere Rohstoffversorgung breit aufstellen.

Vier Betriebe für die Landwirtschaft
Die Nachfrage nach hochwertigen und rückverfolgbaren Produkten ist aber hoch, deshalb haben wir eine eigene Farm mit vier Einzelbetrieben gebaut. „La Ferme des Hauts“, der größte Betrieb, arbeitet zum Beispiel mit Traktoren und Bewässerungsanlagen, die wir einsetzen, um die biologische Vielfalt zwischen Feuchtgebieten, Wald und Brachland zu erhalten. Wir pflanzen natürliche Barrieren gegen die Bodenerosion zwischen Parzellen, betreiben eine Kompostieranlage und sanieren die Böden. Außerdem kultivieren wir dort Duftpflanzen wie Ylang Ylang, Palmarosa, Zitronengras, Vetiver, Lorbeer oder rosa Pfeffer. Auf der „Ambodipont-Farm“ wachsen schnell wachsende Akazien und Eukalyptusbäume, mit deren Holz wir die Brennkessel in unserer Fabrik befeuern – und auf unserer „Torsten-Farm“ sammeln wir Erfahrung mit dem Anbau von Zitrusfrüchten.

Vorbild für die regenerative Landwirtschaft
Wir pflanzen zudem neue Kulturen wie Tuberose, Iriswurzel, Kosmee und Chinesische Himbeere an. So können wir erproben, ob sie für die Region geeignet sind, welche Standards wir einhalten müssen und wie wir diese Pflanzen verarbeiten können. Außerdem testen wir verschiedene Bewässerungs- und Kompostiersysteme, die die Bodenqualität ohne chemische Zusätze verbessern können. Wir arbeiten auch an mechanischen Erntemethoden, etwa von Vetiver-Wurzeln, um den Ertrag pro Hektar zu steigern.

Alle Seiten profitieren
Von unseren Farmen profitieren alle Beteiligten: die Landwirte, die Umwelt und Symrise. Die Landwirte müssen weniger Risiken eingehen und können von uns lernen. Die Umwelt profitiert, weil wir uns auf die Klimaveränderungen einstellen, die Artenvielfalt erhöhen, agroforstliche Anbausysteme aufbauen und den Boden regenerieren. Und Symrise, weil wir eine nachhaltige Produktion für unsere Kunden anbieten können, die auf Qualität, Quantität und vollständiger Rückverfolgbarkeit basiert.

Vetiver ist ein Süßgras, aus dem per Destillation ein unverwechselbares Duftöl gewonnen wird.

Das ätherische Öl aus der Ylang-Ylang-Pflanze wird breit in der Parfümerie eingesetzt.

Thierry Bernard,
Farm Manager

Ingwer wird auf Madagaskar sowohl für die Duft- als auch Aromentherapie produziert.

4 – Eine Produktion, die immer besser wird

Seit zehn Jahren haben wir auf Madagaskar eine eigene Produktion, die sich im Laufe der Zeit enorm verändert hat. Zu Beginn haben wir nur die Vanilleschoten extrahiert, die hier auf der Insel angebaut und fermentiert werden. Nun haben wir eine ganze Reihe von neuen Technologien und Prozessen aufgebaut und so auch das Portfolio vergrößert.

Weit mehr als Vanille
Wir produzieren Vanilleextrakte für das Symrise-Segment Taste, Nutrition&Health, Extrakte für unsere Fragrance Division, sowie ätherische und pflanzliche Öle und getrockneten Ingwer. Dafür haben wir neben der Vanilleextraktion eine Destillerie eingerichtet, in der wir vor allem Vetiver- und Longoza-Öle herstellen. Wir trocknen dort auch Ingwerrhizom und lagern verschiedene ätherische Öle, die Landwirte aus der Region zuliefern. Wir haben die Fabrik zudem räumlich erweitert und einen Bereich geschaffen, in dem wir Pflanzenmaterial annehmen und sortieren können. In einem weiteren Teil der Produktion verarbeiten wir den getrockneten Ingwer.

Analyse und Weiterverarbeitung
Sämtliche Produkte, die zu uns gelangen, durchlaufen einen genau definierten Prozess. Wir analysieren sie mit Hilfe von Gaschromatographen, um die einzelnen Bestandteile zu bestimmen. Wenn die Qualität unseren Ansprüchen entspricht, filtern wir sie mit leistungsfähigen Materialien und verpacken sie in Behälter. Unsere Produkte sind zudem UEBT- und/oder Bio- und COSMOS-zertifiziert, außerdem ist die Fabrik als Halal- und Koscher-Anbieter zugelassen. Auch unsere Technologien weiten wir ständig aus. Wir haben beispielsweise neue Trocknungs- und CO2-Extraktionsanlagen sowie eine Symtrap®-Kolonne installiert. Mit diesem patentierten Verfahren können wir Seitenströme aus der Pflanzenverarbeitung nutzen und eine höhere Qualität oder eine bessere Ausbeute erzielen. Ein Beispiel dafür ist unser Vetiver-Öl, das zu den meistverkauften Naturprodukten in der Fragrance Division von Symrise zählt.

Pläne für die Zukunft
Für die kommenden Jahre haben wir viele Pläne. Wir wollen etwa blumigere Noten durch die Technik der Enfleurage entwickeln. Dabei werden Blüten in Fett eingelegt und geben ihre Duftstoffe daran ab. Maison Lautier – unser Naturparfümeriezweig in Frankreich – extrahiert die Duftstoffe und verarbeitet sie weiter. Außerdem entwickeln wir Nischenprodukte, indem wir wild wachsende und ungewöhnliche Blumen mit überkritischem CO2 extrahieren. Für uns ist es zudem enorm wichtig, langfristig zu denken. In unserer Region gibt es kaum industrielle Infrastruktur, sodass wir bei Reparaturen oder Neuanschaffungen eine lange Vorlaufzeit haben. Bei der Energieversorgung machen wir uns auch deswegen unabhängiger, indem wir einen Solarpark errichten – und unseren CO2-Fußabdruck verringern wir auf diese Weise auch.

Arnaud Wallez,
Leiter der Destillationsanlage der Fabrik von Benavony/Sambava

Auf Madagaskar werden auf den Feldern viele Arbeiten von Hand erledigt, um die hochqualitativen Rohstoffe zu gewinnen.