Frau Coßmann, Sie haben im Februar 2023 den Vorstand für das neu geschaffene Ressort Personal und Recht übernommen. Was ist Ihr Eindruck der Unternehmenskultur bei Symrise nach einem Jahr – und wo sehen Sie Herausforderungen?
Symrise hat eine großartige Kultur, das ist mir von Anfang an aufgefallen. Der Mensch und das Miteinander zählen. Die Mitarbeiter sind sehr unternehmerisch unterwegs, pragmatisch und hands-on, wenn es darum geht, Probleme zu lösen. Dem steht manchmal das entgegen, was ich in unserem Bereich auch als größte Herausforderung sehe: Durch das starke Wachstum und die vielen Zukäufe in den vergangenen Jahren hat sich das Unternehmen verändert – und die Strukturen und Prozesse sind noch nicht ganz mitgewachsen. Uns fehlt der Rahmen, sowohl im Personal- als auch im Compliance-Bereich.
Wie reagieren Sie darauf?
Damit die Mitarbeiter wieder im Fokus stehen können, wie es sich für unsere Arbeit gehört, müssen wir Strukturen schaffen: zum Beispiel für ein nachvollziehbares Gehaltsgefüge, für den Überblick darüber, wo wir welche Talente im Konzern haben und für die Performance von Mitarbeitern und Geschäftseinheiten. Sonst bleiben wir in Silos unterwegs. Ausgangspunkt ist das Projekt tHRive, mit dem wir die Personalarbeit fit für die Zukunft machen werden. Ein Kernelement dabei ist, die Rahmenbedingungen und Arbeitsweisen des HR-Teams für das gesamte Unternehmen zu vereinheitlichen.
Auf welche Weise verändern sich dessen Aufgaben?
Wir haben vier Centers of Expertise eingeführt, die sich mit „Talent-Acquisition“, „Compensation and Benefits“, „Talent-Management“ sowie „Systems, Analytics and Sustainability“ beschäftigen. Das sind alles Zukunftsthemen, die den Konzern übergreifend beschäftigen.
Dadurch verändern sich sicherlich die Tätigkeiten der HR-Kollegen. Können Sie Beispiele dafür nennen?
Im Kampf um neue Mitarbeiter reichen die alten Wege nicht mehr aus. Unsere Recruiter arbeiten nun in globalen Netzwerken, suchen auf LinkedIn und anderen sozialen Medien die Bewerber der Zukunft. Sie kommen mit ihnen ins Gespräch und begeistern sie hoffentlich für uns. Ein anderes Beispiel: Bei der Vergütung arbeiten wir an einheitlichen Strukturen und Jobtiteln, um den Austausch auch zwischen den Regionen zu erleichtern. Beim Talent-Management gab es keine einheitlichen Kriterien für die Bewertung und kaum Talentprogramme. Um das alles umzusetzen, führen wir ein Human Capital Management Tool namens Workday ein, dessen erste Module Ende des Jahres laufen werden. Bis dahin haben wir noch viel Arbeit vor uns, die vorhandenen Daten im Konzern zu sammeln, zu analysieren und aufzubereiten. Das System wird für uns einen Quantensprung bedeuten, weil wir dann transparenter, schneller und auch fokussierter handeln können. Damit können wir auch das vierte Ziel unserer Arbeit besser bedienen: Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsaktivitäten müssen und wollen wir viel intensiver über unsere Kennzahlen im Bereich Personal berichten, etwa über Diversity und Arbeitssicherheit und entsprechend zukunftsfähig steuern.
Der Aufwand klingt sehr hoch, warum nimmt der HR-Bereich diesen auf sich?
Wir leben in einer Zeit, in denen sich Unternehmen um Talente bewerben müssen, nicht mehr umgekehrt, wie es früher war. Die Menschen wollen zwar immer noch für ihre Arbeit gut bezahlt werden, aber das Unternehmen mit seinem Purpose und seiner Kultur, mit seinen Produkten und Teams wird immer wichtiger. Da haben wir bei Symrise viel zu bieten – und das wollen wir auch nach vorne stellen.