Die Arbeit von Esther-Corinna Schwarze hat gleich mehrere Ansatzpunkte. Symrise hat an vielen Stellen seine Wertschöpfungskette rückwärts integriert, zum Beispiel bei der Vanille auf Madagaskar oder bei der Zwiebel in der Region rund um Holzminden. „Wir arbeiten eng mit den Landwirten zusammen, die für uns ganz spezifische Sorten in klar definierten Qualitäten und zu einem bestimmten Preis anbauen“, sagt Esther-Corinna Schwarze. Damit das auf den Punkt funktioniert, muss Symrise die Pflanzen und ihren Anbau verstehen. Das gilt aber nicht nur für die bestehenden Kooperationen. Wir werden auch in Zukunft neue Pflanzen anbauen lassen, die wir besonders spannend finden. Dann hilft es uns, wenn wir die Pflanzen und ihre Bedürfnisse verstanden haben“, sagt Esther-Corinna Schwarze. „So können wir unser Wissen an die Landwirte weitergeben und zu besseren Ergebnissen kommen.“
Ein Beispiel dafür könnte die Parakresse sein, die vor allem in Brasilien wächst und dort unter dem Namen Jambú bekannt ist. „Sie wird zum Würzen von Speisen verwendet, vor allem aber als Heilpflanze, zum Beispiel bei Zahnschmerzen“, sagt Esther-Corinna Schwarze. Die Parakresse wirkt leicht betäubend und erzeugt ein Kribbeln im Mund. „Wir könnten diesen Effekt zum Beispiel in der Mundpflege anwenden oder unerwünschte Wirkungen in bestimmten Lebensmitteln maskieren.“ Ein Ziel könnte auch sein, die Parakresse, die momentan nur auf Feldern in den Tropen wächst, im Indoor Farming zu kultivieren. „Das ist auch in den Erzeugerländern denkbar. Dann könnten wir eine deutlich höhere Qualität erzielen, die Pflanze ganzjährig anbauen und vielleicht sogar mehrmals im Jahr ernten“, sagt Esther-Corinna Schwarze. In der Forschung testet sie dafür zum Beispiel unterschiedliche Pflanzerden und -substrate, Dünger und Lichteinstellungen. Sie analysiert das Wurzelwachstum, um es zu beschleunigen, und bewertet auch unterschiedliche Ernte- und Verarbeitungsmethoden. „Wir testen, welche Inhaltsstoffe wir aus frischen oder getrockneten Bestandteilen erhalten und wie sich diese auf Blüten, Blätter und Stiele verteilen.“
Indoor Farming ist für Symrise besonders wichtig. „Das Thema hat in den 2010er-Jahren einen Schub bekommen, weil das benötigte Licht durch die Entwicklung der LED-Technologie bezahlbar geworden ist“, sagt Dr. Jakob Ley. „Wir beschäftigen uns schon länger damit und konzentrieren uns momentan auf circa 10 Pflanzenarten, die bisher nur selten kultiviert werden oder nur in den Tropen wachsen“, erklärt der Director Research Biobased Ingredients. Neben der Agroscience verantwortet er noch vier weitere Forschungsbereiche. „So können wir auch eher ungewöhnliche Arten direkt hier in Holzminden anbauen und analysieren.“