Allein die Szenerie ist durchaus besonders: Ein Gruppe junger Social-Media-Influencer aus den USA und Großbritannien fährt gemeinsam mit einem Retrobus zu einem Hanffeld in Dassel-Deitersen in Südniedersachsen. Dort ausgestiegen, sprechen die Kosmetik- und Lifestyle-Blogger mit Bio-Landwirt Kilian Henne, mit Symrise Forschern und Marketing-Experten sowie mit Dr. Heinz-Jürgen Bertram (Vorstandsvorsitzender 2019 bis März 2024). Außerdem mit auf dem Feld dabei: eine Reihe von Mitarbeitern des amerikanischen Kosmetik-Herstellers Kiehl’s. Das Event feiert unter dem Namen „Hanftag“ den Launch der Kiehl’s Produkte auf Basis von Hanföl. Die Influencer machen Videos und Fotos und zeigen sich tief beeindruckt von der hier wachsenden Sorte Finola. Sie ist für die industrielle Verwendung geeignet und enthält nicht die Substanz Tetrahydrocannabinol, deren Einsatz in Kosmetika in den meisten Ländern verboten ist.
Rohstoff Hanf im Trend
Der Hanftag war auch für Irina Deloire speziell: „Für mich war es der Höhepunkt unserer Hanf-Reise,
an der wir geschäftsbereichsübergreifend gearbeitet haben.“ Die Französin, die für Symrise in Paris als Global Account Director im Bereich Cosmetic Ingredients tätig ist, hat in den vergangenen Jahren die Erfolgsgeschichte mitentwickelt. Den Anfang hatten im Jahr 2016 die Kollegen aus der Marktforschung gemacht. Sie identifizierten den Rohstoff als starken Trend. Anschließend analysierten Kollegen aus verschiedenen Abteilungen, wo das Material im Cosmetic-Ingredients-Portfolio einzusetzen wäre. „Wir haben außerdem die Regionen ausgelotet, aus denen wir den Rohstoff beziehen könnten, und dabei besonders auf den Wasserverbrauch, den Einfluss auf den Boden und andere ökologische Parameter geschaut“, sagt Irina Deloire, die auch Mitglied im Sustainability Board im Segment Scent & Care ist.
Für Symrise ist Hanf ein spannender Rohstoff.
Beim Hanftag konnten die Besucher in einem Zelt die Produkte testen.
Die Hanfsorte Finola eignet sich hervorragend für Kosmetikprodukte.
Ein Produkt von Symrise: 100 % ökologisches Hanföl.
Die enge Zusammenarbeit mit Kiehl’s hat der Kunde selbst initiiert. Die Firma aus New York hatte Symrise angesprochen, weil sie für ihre Produktlinien mehr Produkte aus traditionellen und authentischen Zutaten wollte. „Hanföl wurde schon vor Jahrhunderten wegen seiner guten Wirkung auf die Haut genutzt. Für uns passte das gut zusammen“, sagt Marek Münstermann, Director Global Product Management Botanicals & Colors im Bereich Cosmetic Ingredients. „Wir haben Kiehl’s deswegen gerne bei der Verbreitung ihrer Markenbotschaft unterstützt, zu der auch die Nachhaltigkeit und Nachverfolgbarkeit der Rohstoffe gehört.“
Für den Symrise Manager ist Hanf ein spannender Rohstoff. Bauern können die Pflanze auf vielen Böden anbauen, weil sie relativ anspruchslos ist und ohne Dünger auskommt – was wiederum die Bio-Zertifizierung erleichtert. Ideale Standortbedingungen sind zum Beispiel in Deutschland zu finden, wo der Hauptteil des Rohstoffs herkommt, den Symrise nutzt.
Die Biodiversität vergrößern
Obendrein ist Hanf sehr bienenfreundlich, also fördert er die Biodiversität. Und weil die komplette Pflanze genutzt werden kann, ist ihr Anbau sehr nachhaltig. Symrise verkauft das Öl, das aus den Samen kalt gepresst wird, vor allem an die Kosmetikbranche. Es ist reich an Fettsäuren, wirkt antioxidierend und dient als Schutz für empfindliche Haut. „Wir arbeiten daran, den Presskuchen, der bei der Ölgewinnung übrig bleibt, ebenfalls zu verwerten“, sagt Marek Münstermann. Oft wird dieser heute noch als Viehfutter genutzt. „Er beinhaltet aber viele Proteine, die bei der Produktion von vegetarischen Fleischprodukten oder in Kosmetika eingesetzt werden können.“ Außerdem produziert Symrise daraus einen wässrigen Hanfextrakt für kosmetische Anwendungen.
Die Produktpalette soll mit weiteren Marken vergrößert werden. „Wir wollen unser Hanföl in viele spannende Kosmetika einbringen“, sagt Irina Deloire. „Darüber hinaus setzen wir zusätzliche Studien und Versuche auf, um die Wirkungsweise des Hanfs besser zu verstehen.“ Marek Münstermann sieht die wachsende Bedeutung ebenso wie seine Kollegin: „Der vielseitige Rohstoff wird uns noch viele neue Möglichkeiten eröffnen.“