Angetrieben von einer starken Vision und als Antwort auf die wachsende Nachfrage seiner Kunden plant Symrise, seinen CO2-Fußabdruck weiter zu reduzieren. So will das Unternehmen bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, hat der Konzern das Houston-Programm gestartet. Es bildet die Grundlage dafür, konzernweit einheitlich den Kohlenstoff- und Wasser-Fußabdruck auf Produkt- und Unternehmensebene berechnen zu können und das Bewusstsein aller Mitarbeiter für das Thema Nachhaltigkeit zu schärfen.

INNOVATION UND ENTWICKLUNG, KLIMA

In der amerikanischen Stadt Houston befindet sich seit Anfang der 1960er-Jahre das Lyndon B. Johnson Space Center, das das Raumfahrtprogramm der USA koordiniert. Von dort aus hat die Menschheit große Schritte gemacht, etwa mit dem ersten bemannten Flug zum Mond oder den Starts der Space-Shuttles ins Weltall. Houston steht für gut durchdachte, straff organisierte Projekte – und darauf setzt auch Symrise mit seinem Houston-Programm, das im Jahr 2023 startete. Allerdings geht es nicht darum, den Mond zu erreichen, sondern um einen Weg zu mehr Nachhaltigkeit: für den gesamten Konzern. 

„Wir haben das Houston-Programm analog zur Raumfahrt in drei Phasen unterteilt, die aufeinander aufbauen und Symrise auf vielen Ebenen nachhaltiger machen sollen“, sagt Claire Du Peloux. Die Französin leitet das Projekt und das zugehörige funktions-, regionen- und organisationsübergreifende Team. Sie arbeitet seit dem Jahr 2010 in Rennes bei Symrise im Finanz- und Controlling-Bereich im Segment Taste, Nutrition & Health und seit zwei Jahren im Nachhaltigkeitsteam. In der Ignition-Phase, die im Januar 2024 abgeschlossen wurde, sammelte das Team Daten und Fakten, um die Bedürfnisse und Prioritäten der internen und externen Stakeholder zu verstehen. Darauf aufbauend erstellte das Team einen konkreten Fahrplan, um die Vision des Unternehmens zu gestalten. In dieser ersten Phase wurden unter anderem die globalen Geschäftsanforderungen definiert und die technischen IT-Lösungen ermittelt, mit denen diese Anforderungen erfüllt werden können. In der Lift-off-Phase bis zum Frühjahr 2024 wird die ausgewählte IT-Plattform getestet, in der Orbit-Phase das Tool im gesamten Konzern bis Ende 2025 eingeführt.

„Wir wollen bis 2030 unseren Scope 3 um 30 % reduzieren.“

Laure Vassel,
Business Sustainability Analyst 

Laure Vassel macht außerdem deutlich, dass die Ziele für alle Geschäftsbereiche und weltweit zwar dieselben sind, die Herausforderungen sich teilweise aber stark unterscheiden. „Das Houston-Programm wird keine Einheitslösung bieten. Vielmehr wird es die Entwicklung einer neuen Denkweise, eines gemeinsamen Rahmens und einer gemeinsamen Arbeitsweise unterstützen, die wir als ein Team bei Symrise einführen und umsetzen wollen.“ Claire Du Peloux bestätigt das, auch sie sieht das Programm als Grundlage, auf der sich der Low Carbon Transition Plan von Symrise ausbreiten kann. „Wir wollen mit Houston den Zusammenhalt im Konzern aufbauen und ein abgestimmtes Team für mehr Nachhaltigkeit rund um die Welt werden.“ Nachhaltigkeit soll im Mittelpunkt des globalen Wertversprechens stehen, Symrise in der Branche ein Vorreiter bleiben – auch wirtschaftlich.

Das Projektteam ist sich bewusst, dass ein tiefgreifender Bewusstseinswandel erforderlich ist, damit Houston seine Ziele erreichen kann. Aus diesem Grund hat es eine Reihe von Vorschlägen erarbeitet, die in vier Säulen gegliedert sind: Führung, Ökosystem, Menschen und Daten. Von der Führung wird erwartet, dass sie die Nachhaltigkeitsstrategie in konkrete Aktionen umsetzt, die Arbeitsweisen verändert und die Innovation innerhalb der gesamten Organisation vorantreibt. Um ein Ökosystem zu werden, soll die Gruppe dabei ihr Netzwerk zusammenführen und mit Kunden, Lieferanten und anderen Interessengruppen die Partnerschaftskultur ausbauen.

Ein Beispiel für die Säule „Mensch“, die sich auf Bildung und Ausbildung konzentriert: Jeder Mitarbeiter könnte die Möglichkeit bekommen, einen Climate-Fresk-Workshop zu machen – mit dem gleichnamigen Kartenspiel hat eine NGO weltweit schon Hunderttausenden Menschen die Grundlagen des Klimawandels erklärt. „Es ist wichtig, den Menschen begreiflich zu machen, was gerade passiert“, sagt Claire Du Peloux, „aber vor allem müssen wir uns selbst die Werkzeuge an die Hand geben, etwas dagegen tun zu können.“ Um die Säule „Daten“ zu veranschaulichen, gibt sie das Beispiel des Managements von Daten, deren Harmonisierung und Qualität gewährleistet sein müssen. „Als Symrise müssen wir unsere Daten gut sammeln, strukturieren und analysieren, um erfolgreich zu sein“, sagt Claire Du Peloux.

Die beiden Kolleginnen sind zuversichtlich, dass das Houston-Programm viele Impulse geben wird – auch wenn sich die Prozesse, Standards oder Regulationen zum Beispiel zwischen den Bereichen Pet Food und Cosmetic Ingredients, Fine Fragrance oder Beverages stark unterscheiden können. „Die Lernkurve ist noch steil“, sagen Claire Du Peloux und Laure Vassel. „Mit der ersten Phase von Houston haben wir aber den Anfang gemacht: Wir haben die unterschiedlichen Bedürfnisse zusammengebracht und eine Herangehensweise entwickelt, die für den ganzen Konzern geeignet ist.“ 

Am Anfang des Projekts stand eine intensive Recherche. „Wir haben unsere Stakeholder auf allen Ebenen befragt. Hier im Konzern, aber auch die Nachhaltigkeitskollegen bei unseren Kunden“, erzählt Claire Du Peloux. „Houston kann ja nur dann wirken, wenn wir unsere Aktivitäten mit denen der Kunden und anderer Stakeholder abstimmen.“ Weil Symrise 80 % des Umsatzes mit nur 25 % seiner Produkte erwirtschaftet, soll Houston sich in den kommenden zwei Jahren auf diese konzentrieren, um den hohen Erwartungen der Kunden schnell gerecht zu werden. Im Fokus steht dabei der CO2-Fußabdruck der Produkte, den immer mehr Kunden nachfragen. „Sie wollen die Werte von heute wissen, aber auch unseren Fahrplan für die Dekarbonisierung kennenlernen“, sagt Claire Du Peloux. Genauso wie Symrise haben alle Unternehmen ab einer gewissen Größe ihre Klimaziele formuliert. „Die globalen Kunden geben den Druck an die Zulieferer weiter und erwarten, dass wir von Ankündigungen zu einem konkreten Plan übergehen. Deswegen müssen wir unseren Fußabdruck von der Konzern- bis Produktebene messen, tracken und analysieren, um unseren Kunden – so weit wie möglich – kohlenstoffarme und in einem zweiten Schritt wasserarme Alternativen anzubieten. Benutzerfreundlichkeit, Datengenauigkeit und Sicherheit sind die Schlüsselkriterien für das neue Tool.“ 

An den 50 Interviews mit 140 Ansprechpartnern war auch Laure Vassel beteiligt. Sie ist seit Anfang 2022 im Konzern tätig und arbeitet als Business Sustainability Analyst am Houston-Programm mit. „Wir wollen bis 2030 unseren Scope 3 um 30 % reduzieren, also die Emissionen, die bei Anbau, Produktion und Transport der von uns gekauften Rohstoffe entstehen“, sagt Laure Vassel. „Dafür haben wir in den Interviews alle Teile der Wertschöpfungskette berücksichtigt, um Möglichkeiten zu finden: von der alternativen Beschaffung über innovative Rezepturen und effizientere Prozesse in der Produktion bis zu cleveren Lösungen in der Logistik.“ Die gesamte Organisation von Symrise und die vorgelagerte Wertschöpfungskette müssen ihren Teil dazu beitragen. Das ist auch deswegen besonders wichtig, weil 85 % der Emissionen von Symrise heute auf zugekaufte Produkte entfallen.

„Wir wollen mit Houston den Zusammenhalt im Konzern aufbauen und ein Team für mehr Nachhaltigkeit rund um die Welt werden.“

Claire Du Peloux,
Sustainability Project Manager