Symrise nutzt immer öfter Seitenströme aus verschiedenen Rohstoffverarbeitungen, um werthaltige Produkte zu entwickeln. Über alle Geschäftsbereiche hinweg entstehen so ­Ansätze oder fertige Prozesse der Circular Economy, die für eine bessere Ausnutzung der Materialien und damit für mehr Nachhaltigkeit sorgen.

Ohne den variantenreichen Geschmack von Hühnchen ist die Welt der Kulinarik kaum vorstellbar. Das Fleisch wird frittiert und gekocht, gebraten und gebacken, in seinen hunderten Zubereitungsformen sorgt es in den unterschiedlichen Küchen schon seit Jahrtausenden für kreative und immer wieder überraschende Gerichte. Auch für Symrise bietet das Huhn eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten. Im Segment Nutrition entstehen viele Produkte, die auf dem natürlichen Rohstoff beruhen: Brühen, Pulver und gereinigte Fette ­reichern Tausende von Lebensmitteln an, sorgen für das gewünschte Mundgefühl oder auch den Geschmack von Fleisch und Umami.

Die Natürlichkeit wird durch eine konsequente Nachhaltigkeit ergänzt. Ein Kern des Symrise Segments ­Nutrition ist es, sogenannte Seitenströme zu nutzen. Zum Beispiel Bananen, deren Form nicht den Anforderungen des Handels entspricht, oder auch Teile von Hühnern, die in der Lebensmittelproduktion übrigbleiben.

Die wertvollen Rohstoffe werden anschließend mit Technologien wie Hydrolyse, Kochen oder Trocknen verarbeitet. „Wir sind damit auf einem guten Niveau, das wir nun aber steigern, um noch nachhaltiger zu werden“, sagt Marie Le Henaff, Global Sustainability-­Managerin bei Symrise Nutrition. Nach dem Konzept der Kreislaufwirtschaft hat das Team um ihren Kollegen Thierry Lenice Ideen entwickelt, den Rohstoff Huhn noch ganzheitlicher zu nutzen. Der Manager, der bei Diana die Plattform leitet, die die Seitenströme erschließen soll, hat sich zum Beispiel die Knochen und Flüssigkeiten vorgenommen, die bei der Produktion anfallen. Aus ihnen entstehen wertvolle Produkte für andere Marktbereiche.

Innovativ Werthaltiges schaffen

Die Kreislaufwirtschaft, wie sie Diana beim Hühnchen anwendet, hat in den vergangenen Jahren in der ­globalen Wirtschaft immer mehr an Bedeutung gewonnen; das Konzept zieht sich durch den gesamten Konzern. Symrise nutzt dabei im Industrie-Maßstab Ressourcen so weit wie möglich, findet Nutzungsarten, die es vorher nicht gab.

Das Unternehmen antwortet damit auf die großen Herausforderungen, vor denen die Erde steht – vom Klimawandel über den Verlust der Artenvielfalt bis hin zur Ernährung einer ständig wachsenden Zahl von Menschen. Mit der Kreislaufwirtschaft arbeitet das Unternehmen unter anderem daran, die Verluste zu minimieren, die in der Lebensmittelproduktion bei rund einem Drittel der eingesetzten Rohstoffe liegen. Und nicht zuletzt ist dieser nachhaltige Schritt auch ein lukratives Geschäftsmodell. Neben innovativen Erlösmodellen können zudem auch neue Kundengrup­pen angesprochen werden.

Im Segment Nutrition, zu dem Diana (Food, Pet Food und Aqua) oder die unlängst akquirierte ADF/IDF gehören, stellen die Produkte aus Seitenströmen schon heute einen großen Teil des Umsatzes dar. Rund 40 verschiedene, wenig genutzte Materialien aus Lebensmittelproduktionen wurden hier identifiziert; neben den Hühnerknochen werden Bananenschalen, Erdbeer­samen und ausge­presste Zwiebeln genutzt, die bei der Extraktion und Konzentration übrigbleiben. Die Produkte, die dabei entstehen, werden darüber hinaus nicht nur im Nah­rungsmittelbereich eingesetzt. Ein Öl aus Erdbeersamen wird zum Beispiel im Unterneh­mensbereich Cosmetic Ingredients in Produkten ­getestet. Die geschäftsbereichsübergreifende Arbeit wird in den kommenden Jahren weiter ausgebaut.

Der Ingwer bedeutet für die Bauern, die früher vor allem Vanille angebaut haben, zudem eine Diversifizierung ihres Einkommens. Durch die doppelte Nutzung wird das Material natürlich noch werthaltiger für alle Seiten.­Benoît Join, Director Natural Ingredients und Oral Care Innovation bei Symrise

Doppelte Nutzung bei Scent & Care

Im Segment Scent & Care spielt die Kreislaufwirtschaft ebenfalls eine große Rolle. Weil bestimmte kosmetische Wirkstoffe geruchlos sein sollen, bleiben bei der Aufreinigung der Rohstoffe wertvolle Materialien übrig. Um diese konsequenter zu verwerten, suchen die Forscher und Entwickler an vielen Stellen nach neuen Lösungen. So gibt es Versuche mit Stoffen aus der Butter- und Pflanzenölproduktion in Brasilien oder auch mit dem Blütenwasser aus der Produktion ätherischer Öle, um Stoffe für die Duftproduktion zu finden.

Sehr weit sind die Experten schon beim Ingwer, der aus Madagaskar stammt, zu 100 % nachverfolgbar und bio-zertifiziert ist. „Wir setzen ein „grünes“ Lösungsmittel ein: überkritisches Kohlenstoffdioxid, das wie ein Gas durch Feststoffe fließen und Materialien wie eine Flüssigkeit auflösen kann. Damit extrahieren wir aus der Ingwerwurzel zwei Produkte“, beschreibt ­Benoît Join das Vorgehen. „So erhalten wir einen Wirkstoff mit kosmetischen Eigenschaften, der unter dem Namen SymVital® Mada unsere Produktpalette berei­chert, sowie einen Extrakt mit einem starken Ingwergeruch, der wie ein essenzielles Öl eingesetzt werden kann.“ Der Prozess geht aber noch weiter, erklärt der Director Natural Ingredients und Oral Care Innovation aus dem Segment Scent & Care. Nach der Extraktion kann die entstehende Biomasse, die die Fasern aus den Wurzeln enthält, weiter für Kosmetikanwendungen verwendet werden. „Der Ingwer bedeutet für die Bauern, die früher vor allem Vanille angebaut haben, zudem eine Diversifizierung ihres Einkommens“, benennt Join die weiteren Vorteile. „Durch die doppelte Nutzung wird das Material natürlich noch werthaltiger für alle Seiten.“

„SymTrap® trägt zu einer umfassenden Verwertung der Rohstoffe bei, deren Bestandteile wir für viele Produkte einsetzen können.“

Romy Weytens
Flavor Sustainable Sourcing and Sustainability Leader APAC

Eigenentwicklung SymTrap®

Mit einem einzigartigen Verfahren, das Symrise selbst entwickelt hat, erreicht das Segment Flavor die Ziele der Kreislaufwirtschaft. Schon Anfang der 2000er-Jahre hat das Unternehmen die SymTrap®-Technologie entwickelt, die deutlich mehr Aroma aus Früchten gewinnt als es zuvor möglich gewesen war. Die im Jahr 2008 patentierte Innovation nutzt die Seitenströme aus der Fruchtverarbeitung. Aus mehreren hundert Kilogramm Ausgangsmaterial entsteht ein Kilogramm des hoch konzentrierten Aromas, was auch aus Gewichtsgründen beim Transport eine große Rolle für mehr Nachhaltigkeit spielt.

Ein gutes Beispiel ist die Aromengewinnung für Softdrinks aus Orangen, für die die Symrise Technologie eingesetzt wird. „Bei der Konzentration des Saftes bleibt eine hocharomatische Flüssigkeit übrig, die sogenannte Wasserphase, die früher entsorgt oder als Brauchwasser für die Reinigung der Früchte genutzt wurde“, erklärt Romy Weytens, Flavor Sustainable Sourcing and Sustainability Leader APAC. „Mit SymTrap® werden daraus Aromamoleküle gewonnen, die nicht nur besonders geschmackvoll sind, sondern in den Aromakompositionen auch einen großen Beitrag zur Natürlichkeit des Produktes liefern.“ Bei dem Prozess aus der „Grünen Chemie“ setzt Symrise auf eine ausgeklügelte Reihenfolge von energieeffizienten Adsorptions- und Desorptionsverfahren, die zugleich sehr schonend sind. „Das ist besonders wichtig“, sagt Romy Weytens. „Wir können so auch Wirkstoffe gewinnen, die bei höheren Temperaturen zerstört werden. SymTrap® trägt so zu einer umfassenden Verwertung der Rohstoffe bei, deren Bestandteile wir für viele Produkte einsetzen können.“