Was Haustiere wollen oder brauchen, stimmt nicht unbe­dingt immer mit den Wünschen ihrer Frauchen und Herrchen überein. Das gilt auch für Parfümierungen und Gerüche in Tierpflegemitteln ebenso wie in Kosmetikprodukten für den Menschen oder in Haushaltsreinigern. Ein gemeinsames Projekt der Symrise Geschäftsbereiche Fragrance und Cosmetic Ingredients gemeinsam mit der Geschäftseinheit Pet Food aus dem Geschäftsbereich Diana hat diesen nicht ganz seltenen Zielkonflikt unter die Lupe genommen – und bedient jetzt einen vielversprechenden Markt.

INNOVATION & ENTWICKLUNG

Mancher Hund fühlt sich am wohlsten und riecht sich gerne, wenn er sich draußen richtig ausgetobt und voller Wonne durch eine Pfütze gewälzt hat. Katzen sind eher sauber, sie lieben den Duft von Katzenminze und Baldrian. Unbekannte Gerüche machen sie unsicher. Die Tierbesitzer hingegen würden die Duftnoten, die ihre Lieblinge manchmal mit nach Hause bringen, am liebsten unter feinen Shampoos verbergen. Im besten Falle riechen diese dann so wie die Pflegemittel der Menschen. Klar ist: Die Vorlieben klaffen weit auseinander. Hinzu kommt, dass Vierbeiner viel mehr Gerüche aufnehmen können als Menschen: „10 % des Gehirns eines Hundes sind dem Geruchssinn gewidmet, im Vergleich zu nur 0,3 % beim Menschen. Hunde haben etwa 200 Millionen olfaktorische Neu­ronen, Katzen haben 67 Millionen und Menschen nur 15 Millionen“, sagt Anne Cabotin, Senior Vice President of Consumer Fragrance. „Wir müssenDüfte maßschneidern, die Hunde nicht irritieren und gleichzeitig dazu beitragen, dass sie sich entspannt und glücklich fühlen.“ Hunde haben außerdem eine viel dünnere Haut mit einem höheren pH-Wert, was bedeutet, dass sie mehr Shampoos und Cremes benötigen, die speziell auf ihre empfindliche Haut ­abgestimmt sind.

Dabei ist der Markt für Tierpflege-Produkte riesig. Weltweit gibt es 830 Millionen Haushunde und -katzen, deren Zahl in den vergangenen zehn Jahren um 40 % gestiegen ist. „Das Wachstum ist aber noch lange nicht beendet. Wir sprechen von einem Markt für Tierpflege-Produkte von rund 10 Mrd. €“, sagt Bertrand de Launay, President von Diana Pet Food, und führt eine weitere prägnante Zahl an, die auf Wachstum hindeutet: Laut ­Studien besitzen schon jetzt zwei Drittel aller US-amerikanischen Millennials, also diejenigen, die zwischen den frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurden, ein Haustier. „Wir reden dabei allerdings nicht mehr von Haustier-Besitzern, sondern von Haustier-Eltern. Und weil diese Vermenschlichung noch viel stärker voranschreiten wird, sehen wir natürlich auch im Beauty- und Haushaltspflegebereich ein enormes Potenzial.“

Für Tierbesitzer riechen Tierpflege-Produkte im besten Falle so wie die Pflegemittel der Menschen.

Wie bringt man nun die Bedürfnisse von Mensch und Tier bei Pflegepro­dukten für Haustiere zusammen? Dafür hat sich ein Team aus der Geschäftseinheit Diana Pet Food aus dem Symrise Geschäftsbereich Diana mit Forschern aus der Geschäftseinheit Consumer Fragrances aus dem Symrise Geschäftsbereich Fragrance zusammengetan. Entstanden sind dabei Düfte mit einer Neo­Fresh® Technologie, die schlechte Gerüche unterdrücken, ohne dass die Tiere die Inhaltsstoffe als unangenehm wahrnehmen. Beide Seiten brachten bei der Entwick­lung ihre Stärken mit ein. Zum Beispiel die Teilnehmer für die Evaluation: „Wir kennen die Vorlieben der Tiere sehr genau, weil wir seit Jahren mit mehr als 1.000 Katzen und Hunden arbeiten, die in unseren Panelis Centern in Frankreich, Brasilien und den USA leben“, sagt Bertrand de Launay. ­Außerdem evaluierten die ­Experten die Produkte mit 2.300 Hunden und Katzen, die bei Familien in der französischen Region leben und zum Panelis In-Home-­Panel zusam­menge­schlos­sen wurden. Am Prozess waren zudem Tierärzte und Tierverhaltensforscher beteiligt. Darüber hinaus werten die Experten das Feedback von „Pet Parents“ aus dem Social-Media-Netzwerk Yummypets aus, das ebenfalls zu Diana Pet Food gehört. Hier tummeln sich inzwischen mehr als 1,3 Millionen Tierhalter mit ihren Lieblingen. 

„Wir hatten uns mit dem Thema schon länger befasst und nach der Übernahme von Diana durch Symrise im Jahr 2015 festgestellt, wie groß unsere Synergieeffekte sind“, berichtet Bertrand de Launay. Drei Kundengruppen sollten dabei angespro­chen werden: Die Unternehmen, die schon Tierpflege-Produkte anbieten, Beauty-Care-Firmen, die auch Beauty-Angebote für Tiere hinzunehmen wollen – und Firmen, die Tierfutter verkau­fen und ihr Angebot erweitern wollen. Bei der Duftentwicklung und auch dem Verkauf der Produkte an die Pflegemittelher­steller setzte das Projekt auf das Know-how der Symrise Kollegen aus dem Bereich Cosmetic Ingredients, die sich mit Pro­dukten für sensitive Haut und Haare besonders gut auskennen. „Bei Symrise wollen wir die Gesundheit und das Wohlbefinden für die ganze Familie steigern, und dazu zählen auch die Haustiere“, sagt auch Gabriele Vielhaber, Senior Vice President Global Accounts Cosmetic Ingredients. „Gleichzeitig haben wir erkannt, wie groß die Märkte in dem Segment sind. Das passt gut in unsere Unternehmensstrategie, nach der wir ein Drittel unserer Umsätze in Bereichen erzielen wollen, die außerhalb der traditionellen Duft- und Aromasegmente liegen.“ Durch die Corona-Krise hat sich die Entwicklung des Marktes noch verstärkt. „Die Verbraucher verbringen viel mehr Zeit mit ihren Katzen und Hunden zu Hause, was ihnen bewusst gemacht hat, dass sie die Lebensbedingungen für ihre Haustiere verbessern können – nicht nur beim Futter, sondern auch bei den Gerüchen“, sagt ­Gabriele Vielhaber.

Auch der Einstieg von großen Kosmetikkunden und kleineren Trendmarken in das Segment haben das Geschäft befördert. „Es ist die ideale Zeit, um auch unser Angebot zu erweitern“, sagt Gabriele Vielhaber. „Allerdings, und das ist besonders wichtig, müssen die Produkte eben genau an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden: Bei Hunden bedeutet das beispielsweise, dass wir wegen des höheren Haut-pH-Werts, der dünneren Epidermis und der feineren Haare unsere sanftesten Inhalts- und Duftstoffe verwenden.“ Darüber hinaus sind die Produkte vegan, zum größten Teil biologisch abbaubar und werden ohne kontrovers diskutierte Stoffe wie Parabene hergestellt.

Die Teams entwickeln zudem momentan Produkte, für die sie in einen weiteren Bereich vorgedrungen sind: die Haushaltsrei­ni­gungsmittel. „Womit hat ein Haustier den meisten Kontakt?“, fragt Bertrand de Launay und gibt direkt die Antwort: „Mit dem Fußboden. Die Hunde und Katzen laufen den ganzen Tag über Teppiche oder harte Bodenbeläge. Da ist es nur logisch, dass wir uns auch diesen Bereich einmal ganz genau anschauen.“ Haustiere und Eltern sind den gleichen Luftpflege- und Reinigungsprodukten ausgesetzt, die für die tägliche Reinigung und Erfrischung des Zuhauses verwendet werden“, sagt auch Anne Cabotin. „Jetzt können die wesentlichen Produkte mit der Gewissheit gekauft werden, dass auch die Haustiere die Düfte gut akzeptieren.“

Anzahl der Riech-Nervenzellen (in Mio.)

 

Menschen
15

–––

Katzen
67

–––

Hunde
200