Im Jahr 2022 hat Symrise das niederländische Unternehmen Schaffelaarbos gekauft, das aus Seitenströmen der Eierproduktion Produkte für die Heimtier­industrie herstellt. Diese getrockneten Eiprodukte enthalten wertvolle Proteine und Fette für das Wachstum und bestimmte bioaktive Verbindungen, die sich auf die Gesundheit der Tiere auswirken. Die rund 50 Mitarbeiter der Firma haben dafür eine funktionierende Kreislaufwirtschaft aufgebaut, in der nachhaltig genutzte Rohstoffe werthaltig verarbeitet werden. Die Produkte ergänzen das Portfolio von Nuvin, der Ernährungsmarke von Symrise Pet Food.

INNOVATION UND ENTWICKLUNG

In großen Brütereien legen Hühner täglich Eier, aus denen Küken schlüpfen, die als Legehennen an Bauern verkauft werden. Für die Betriebe gibt es allerdings eine Unwägbarkeit: Knapp zehn bis 15 % der Zehntausenden von Eiern, die dort produziert werden, enthalten keine Embryos. Sie können also weder zu Legehennen gezogen werden noch können die Brütereien, die Hühner für den Fleischmarkt liefern, die unbefruchteten Eier verwenden. Hier kommt Schaffelaarbos ins Spiel. Das niederländische Unternehmen nutzt die Eier, um aus ihnen unter anderem wertvolle Bestandteile für Tierfutter zu gewinnen.

Symrise hat das Unternehmen im holländischen Barneveld, das 1953 als Hühnerbrüterei gegründet wurde und seit rund 40 Jahren auf dem Markt der Eiproteine tätig ist, im Jahr 2022 gekauft. Das Unternehmen passt gut in das Portfolio Heimtiernahrung des Konzerns – und es setzt ebenso wie viele andere Geschäftseinheiten von Symrise auf die Kreislaufwirtschaft: Die Eier, die Schaffelaarbos nutzt, sind nicht für den menschlichen Verzehr freigegeben – stattdessen werden sie als Seitenstrom durch einen gut durchdachten Prozess weiterverarbeitet, anstatt entsorgt zu werden.

Wie das funktioniert, zeigt René Valks. Der Vertriebs- und Marketingmanager führt durch die blitzsauberen Hallen des Werks, das knapp 20 Kilometer östlich der Stadt Amersfoort liegt. Hier werden täglich Hunderttausende Eier verarbeitet. „Wir kaufen diese von mehr als 100 Zulieferern, von England und Skandinavien bis Italien, von Ungarn und Polen bis in die Niederlande“, sagt Rene Valks. Er steht vor einer Reihe von silbernen Tanks, in jeden passen 1.000 Liter – das sind etwa 18.000 zerbrochene Eier. Sie sind immer noch frisch, weil sie gleich beim Zulieferer konserviert und gekühlt wurden. Das muss sein, weil sonst mikrobiologische Prozesse starten und die Eier verderben könnten.

In der Fabrik von Schaffelaarbos trennt eine Presse Schalen vom flüssigen Ei, also dem Eigelb und Eiweiß. Die unterschiedlichen Wege der Verarbeitung zeigt René Valks. Er führt dabei durch ein Werk, in dem kaum jemand zu sehen ist. Von den 50 Mitarbeitern – rund die Hälfte sind Fahrer – sind einige täglich in der Produktion beschäftigt. Die Prozesse laufen fast vollautomatisch. Der Evaporator erhitzt die flüssigen Eier so weit, dass sie rund die Hälfte ihres Wassergehalts verlieren. So entsteht eine zähflüssige Masse, die anschließend in einer Sprühtrocknungsanlage, die über vier Stockwerke reicht, erhitzt und zerstäubt wird. „Am Ende des Prozesses haben wir unterschiedliche Produkte, zum Beispiel kleine Pellets, die nur noch etwa 6 % Feuchtigkeit enthalten, oder auch ein feines Pulver“, erklärt René Valks, der seit 2017 im Unternehmen ist.

Mit unseren Produkten aus Eiern leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit von Tieren.

Nienke Bosma
Forschungs- und Entwicklungs-Managerin bei Schaffelaarbos

Gemeinsam mit seiner Kollegin Nienke Bosma schaut er sich anschließend in einem anderen Hallenteil das Ergebnis an. „Mit unseren Produkten aus den Eiern liefern wir interessante Zutaten für die Tierfutterproduktion“, sagt die Forschungs- und Entwicklungs-Managerin von Schaffelaarbos. Sie greift in einen Sack und nimmt eine Handvoll hellgelben Pulvers heraus. „Die Eier haben ganz unterschiedliche Bestandteile, die im Tierfutter eine große Wirkung haben – zum Beispiel für Haustiere wie Hunde und Katzen“, erzählt sie. Eigelb etwa beinhaltet Immunglobuline, die gegen Krankheiten auslösende Bakterien wie Salmonellen oder Escherichia Coli wirken, oder auch Cholesterol, das Jungtieren in der Wachstumsphase hilft. Im Eiweiß hingegen befinden sich zum Beispiel das Protein Ovotransferrin und das Enzym Lysozym, die ebenfalls zur Tiergesundheit beitragen.

Auf den Säcken ist das Logo von Nuvin zu sehen, der Marke von Symrise für das Tierfutterportfolio. Dahinter steht eine intensive Zusammenarbeit im Konzern, sagt Nienke Bosma. „Wir haben wöchentliche Videokonferenzen mit Kollegen aus anderen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen im Konzern und teilen unser Wissen.“ Dabei geht es zum Beispiel darum, die Produkte zu verbessern und die Seitenströme noch besser auszunutzen.

René Valks und Nienke Bosma überprüfen in der Produktion gemeinsam die verschiedenen Endprodukte.

In einer Tierfuttermischung sind bis zu 30% Eiproteine.

René Valks
Vertriebs- und Marketingmanager bei Schaffelarboos

Gemeinsam mit René Valks geht Nienke Bosma anschließend ins Lager, in dem auch die anderen Produkte des Unternehmens zu finden sind. Auf großen Paletten liegen runde Objekte, etwa fußballgroß und mit einem Loch in der Mitte. „Das sind Picksteine, die aus den Eierschalen hergestellt werden“, erklärt Nienke Bosma. Die Picksteine werden in Hühnerställen aufgestellt, damit können die Tiere auf natürliche Weise ihre Schnäbel kurz halten. Zudem produziert Schaffelaarbos aus den Eierschalen verschiedene Pulver, die wiederum als Bestandteil von Jungtierfutter als Kalzium-Quelle eingesetzt werden.

Die Produkte von Schaffelaarbos sind gefragt. Das Unternehmen wird im Jahr 2023 weiter wachsen und rund 80 Tierfutterhersteller hauptsächlich in Europa beliefern. Ein Fünftel der Produktion geht nach Asien, vor allem nach Thailand und Japan. Die Kunden nutzen die Erzeugnisse von Schaffelaarbos in Hunderten, wenn nicht sogar Tausenden Endprodukten, sagt Rene Valks. „Wir liefern Eiproteine, die haben einen Anteil von ein bis fünf, manchmal auch bis zu 30 % in einer Futtermischung.“ Der Markt wird ständig größer, Schaffelaarbos profitiert von mehreren Trends: Die Weltbevölkerung wächst, und immer mehr Menschen haben Haustiere, die sie besonders gut ernähren wollen. Zudem steigt der Anteil der Vegetarier weltweit, die oft auch ihre Hunde und Katzen ohne Fleisch- oder Fischprodukte füttern wollen. „Unsere Produkte mit Ei bieten dafür eine gute Protein-Alternative, die dazu rein natür­lich ist und so mit einem Clean Label ausgezeichnet werden kann“, sagt René Valks.

Auch auf der Rohstoffseite steht das Tierwohl immer stärker im Vordergrund. Die Brütereien für Legehennen etwa können männliche Küken augenscheinlich nicht weiterverkaufen. Wurden die einen Tag alten Hühner früher oft einfach getötet, kann das heute durch moderne Diagnoseverfahren verhindert werden. „Die Eier werden nach neun bis 13 Tagen mit verschiedenen Technologien untersucht, um das Geschlecht der Embryos festzustellen“, erklärt Nienke Bosma. „Die ,männlichen‘ Eier werden aussortiert und wir können sie auch in hochwertige Proteinbestandteile für Haustiere umwandeln.“ Die Forschung schreitet voran, bald wird es möglich sein, das Geschlecht der Embryos noch früher, schon nach drei Tagen, zu bestimmen.

Schaffelaarbos leistet so einen Beitrag für mehr Tierwohl und vergrößert dabei auch seine Rohstoffbasis. Das Unternehmen arbeitet zudem gemein­sam in einem Konsortium mit Hochschulen, anderen Verarbeitungsbetrieben, Zulieferern und Kunden daran, die Klassifizierung von Rohstoffen zu aktualisieren. Wenn zum Beispiel Küken in Brütereien geschlüpft sind, dürfen die übrig gebliebenen Schalen laut aktueller Gesetzgebung nicht weiterverwendet werden. „Wir möchten eine sichere Wertschöpfungskette für Nebenströme mit ernährungsphysiologischem Potenzial entwickeln, mit der Garantie, dass diese keine Risiken für die Tiergesundheit darstellen“, sagt Nienke Bosma. „Anschließend können wir sie besser verwerten, hohe Abfallkosten für die Brütereien vermeiden und eine vollständige Kreislaufwirtschaft in unserem Lieferkettenmodell erreichen."

In einem weiteren Projekt arbeitet Schaffelaarbos daran, das Enzym Lysozym, das aus einem speziellen Eiweiß-Seitenstrom stammt, zu extrahieren. Dieses kann die Tiergesundheit positiv beeinflussen. „Das Enzym kann als natürliches Antibiotikum bestimmte Bakterien zerstören“, erklärt Nienke Bosma, die für die staatliche geförderte Forschung mit dem holländischen Unternehmen Bioseutica zusammenarbeitet. Auch von diesem Projekt können die anderen Symrise Marken profitieren, macht sie klar. „Wir lernen und profitieren an vielen Stellen voneinander.“